Mit billigem Bier und einem Auswärtssieg im Gepäck, kamen die Phantoms Sonntag Abend von drei anstregenden und, in vielerlei Hinsicht, auslaugenden Tagen Trainingslager retour. Breclav, dieser kleine Ort gleich nach der Niederösterreichischen Grenze, wurde zum vierten Mal von den Phantoms als Übungsstätte mißbraucht. Dass man aus den Erfahrungen der letzten drei Jahre gelernt hatte, zeigte sich sofort bei der Ankunft im Hotel (ja Hotel, nicht Barracke). Statt das Wochenende über einen für sich selbst Gewinn optimierenden Mittelmann organisieren zu lassen, wurden die Phantoms selbst aktiv und für die Mühen der Selbstorganisation – vielen vielen Dank unserem Niki – mit einem für ein Phantoms Trainingslager beinahe ungewohnten Luxus belohnt. Echtes Frühstück, saubere Zimmer (zumindest vor der ersten Nacht…) und eigene Toiletten – so wie’s halt in einem Hotel sein soll – waren die Eckdaten einer gänzlich neuen Wohnerfahrung mitten im Zentrum der Stadt.
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Nach dieser angenehmen, positiven Überraschung und der zweiten “Lesson Learned” aus dem Vorjahr – Abendessen bevor’s zu spät ist und die Party startet – gab’s die erste Trainingseinheit auf dem “heiligen” Eis in Breclav. Die Eisqualität durfte auch 2011 wie eh und je mit einem römischen Einser (mit Sternderl) bewertet werden, eigentlich unglaublich was für ein Unterschied im Vergleich zu Grazer Eis zu bemerken war. Das Training selbst gestaltete sich wie schon aus den sonntäglichen Einheiten bekannt: weniger Übung, mehr gemeinsames Spiel. Und trotz der späten Beginnzeit von 2300 Uhr, hängten die Phantoms noch 15 Minuten zur gebuchten Eiszeit hinten dran. Gemäß der tschechischen Gastfreundschaft wartete der Eismeister nämlich artig, bis man selbst das Training beendete und das Eis verließ.
Nach diesen Anstrengungen durfte man für die Partynacht eigentlich nicht viel erwarten, doch weit gefehlt. In der Diskothek um die Ecke (Fußweg: 3-25 Minuten je nach Pegel) dämpfte zuerst der Eintritt von umgerechnet 4€ die Laune, nur um von Jubelstürmen über große Bier um ~60 cent ersetzt zu werden. Kommentare a la “die 4 Wodka-Red Bull ham zusammen nur 3€ gekostet haha” waren Standard und liefen auf “Repeat”. Die Mädels im Schulmädchen Outfit an der Theke taten das Übrige, um die Phantoms reihenweise zur Bar wandern zu lassen. Dass das günstige “Tschechern” nicht gut enden konnte war vorprogrammiert, einige Einheimische gingen mit blutigem Mund bzw Kopf nach Hause, der Testosteron Überfluß ob des vielen und vor allem günstigen Alkohols war vieler Orts offensichtlich. Koma saufen auf tschechisch quasi.
Für die Phantoms liest sich das Ergebnis der Partynacht folgendermaßen: In Jo’s Zimmer waren auf einmal 5 statt 4 Personen, Uri ließ sich zwischen 0800 Uhr und 1700 Uhr nur kurz beim Frühstück blicken, Hude’s Bruder Roman schaffte nicht einmal das und der Rest stand um Punkt 1000 Uhr wieder auf der Eisfläche im “Zimni Stadion” Breclav. Für den anderwertig beschäftigten Jo stand diesmal der Hexer von der Asphalt-Platte Pirke im Tor. Erstaunlich bei dieser Einheit dann der Einsatz und die Laufbereitschaft der Mannschaft, die trotz wenig Schlaf und anderwertiger Beeinträchtigungen trotzdem eine mehr als ordentliche Eiszeit in die Halle zauberte. Respekt Phantoms, man sieht euch euer Alter (noch) nicht an!
Nach dem Mittagessen war Regeneration angesagt und so gut wie jeder der insgesamt 24 plus 1/2 Teilnehmer machte das auch auf verschiedene Art und Weise. Die meisten holten wohl den versäumten Schlaf von Samstag früh nach, der Rest begab sich am Nachmittag in die 105°C heiße Sauna und war mit dieser Exkursion durchaus zufrieden. Die Hauptattraktion des Nachmittags war dann um 1700 Uhr das Lokalderby zwischen dem HC Breclav und der Mannschaft aus dem 25 Minuten entfernten Ort Hodonin. Der Favorit aus Hodonin machte das Spiel nicht nur am Eis, sondern auch auf den Rängen, wo gut 3-4 Mal so viele Hodonin Fans zugegen waren, wie Heimfans. Das Spiel endete schließlich 1:2 für Hodonin, Highlights waren eine beinahe Rauferei auf den Rängen, die 8bit Grafiken auf der Anzeigentafel und unser Nahversorger Niki, der zwar keine Pizza fürs Abendessen auftreiben konnte, jedoch immerhin lauwarme Hot Dogs servierte. Mahlzeit!
Am Abend wurde dann wieder selbst Eishockey gespielt, die Phantoms traten zu ihrem eigenen Match gegen eine örtliche Hobby-Mannschaft an. Einige bekannte Gesichter waren da dabei und man erinnere sich: vor zwei Jahren kassierten die Phantoms eine ordentliche Klatsche gegen eine Hobbymannschaft hier in Breclav. Die Phantoms haben seit damals aber deutliche Fortschritte gemacht, so gab es trotz Rückstand nach gefühlten 5 Sekunden einen klaren 7:3 Sieg für Österreich und Kärnten! Ob dieser großen Leistung sollten die Phantoms spät Abends noch laustark (und ohne irgendwelche Einheimischen in der Nähe – wir haben extra geschaut) “So gehn die Tschechen, die Tschechen die gehn so,…” skandieren. Und obwohl der Samstag in Tschechien so gar kein Fortgeh-Abend ist, konnten die Phantoms an diesem Abend ihre Singfestigkeit noch einige Male zur Schau stellen.
Denn das ungeplante Highlight dieser Reise fand in einem unscheinbaren Lokal auf halbem Weg zur Eishalle statt. Auf der Suche nach einer gemütlichen “Winden” für ein billiges Bier, landeten die Phantoms bei einer kleinen Karaoke-Night, wo man nach anfänglichem Zögern auf Einladung der netten tschechischen Goldkehlchen, die unserer großen Runde gleich Platz zur Verfügung stellten, doch einkehrte. Ein Bier könne man ja schnell trinken. Dass es am Ende dann 62 Bier, einige Packungen Chips und Pistazien und ein paar Flaschen Cola waren konnte niemand ahnen. Doch der “Phantoms Don Kossaken Chor” stimmte bei jeder “aaaaaa”, “ja ja ja” und “na na na” Passage pegelsicher und stimmgewaltig ein und bedachte die Sänger artig, ja teilweise sogar euphorisch, mit Applaus. Unser Haus und Hofbarde “Troubadix” Lenzi brachte die Stimmung dann endgültig zum Überkochen, als er “Mrs Robinson” mit lautstarker Phantoms Unterstützung zum Besten gab. Sogar beim “eingetschechten” Hey Baby ließ er sich nicht lumpen und sang die Strophe in der Landessprache (so gut es ging – der Refrain ist ja zum Glück international). Respekt! Es ist halt schon eine besondere Mischung: spottbilliges (und herrliches) Bier, “killing me softly” auf tschechisch und 18 österreichische Eishackler – da geht halt einfach was!
Am Sonntag hieß es dann Abschied nehmen aus Breclav. Die vierte und letzte Eiszeit durften die Phantoms zu Mittag in der Stadthalle Wien genießen, da die Eishalle in Breclav leider komplett ausgebucht war. Als Trost dauerte die Wiener Einheit gleich mal 110 Minuten, was zwar einerseits eine schöne Sache war, andererseits das anstrengende Wochenende noch ein wenig intensivierte. Trotzdem gilt es auch hier ein Kompliment auszusprechen, kaum einer ließ den Einsatz vermissen und der Ehrgeiz war auch in den letzten Minuten ungebrochen hoch. Ohne gröbere Verletzung und mit durchwegs positiven Erlebnissen beendeten die Phantoms dieses Trainingslager mit einer kleinen Sightseeing Tour in Wien. Das in Österreich weltberühmte Shopping-Center “Lugner City” wurde besucht und für nicht empfehlenswert befunden, die Burger warn aber okay.
Breclav 2011 darf also als voller Erfolg in die Phantoms Geschichtsbücher eingehen. Breclav 2012 wird nach den diesjährigen Erfahrungen wohl so gut wie sicher stattfinden. Selbstverständlich von uns selbst organisiert.
One Team – One Goal